Das geteilte Land – Erinnerungen 4

Erst zu Beginn der 80er Jahre haben wir bei unseren Behörden wieder einen Antrag auf Besuchserlaubnis in der DDR gestellt. Dieser wurde zu unserer Überraschung auch genehmigt. Uns selbst war das dann aber doch nicht geheuer, sodass wir die geplante Reise gar nicht ausführten.

Erst im folgenden Jahr entschlossen meine Frau und ich uns zu einer Einreise in die DDR. Unsere Kinder liessen wir aus Sicherheitsbedenken allerdings in Westdeutschland.  Weiterlesen

Das geteilte Land – Erinnerungen 3

Um die DDR so weit wie möglich von politischen Belastungen durch den Reiseverkehr abzuschirmen, mussten sogenannte „Geheimnisträger“ in Behörden, Betrieben und bewaffneten Organen sich schriftlich verpflichten, keine Kontakte zu westlichen Verwandten und Bekannten mehr zu unterhalten. Als „Geheimnisträger“ galten dabei auch schon die Inhaber untergeordneter Positionen wie zB. Pförtner von Amtsgebäuden oder Platzwarte staatlicher Kohlenhandlungen.

Bei Familienfeiern mussten die Gastgeber deshalb oft wählen, ob sie lieber den Neffen, der gerade seine Wehrpflicht bei der Volksarmee leistet oder die Verwandten aus dem Westen einladen wollen. Beides ging nicht.

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Das geteilte Land – Erinnerungen 2

Ein Mal – wir hatten gerade die Grenze zur DDR überquert und befanden auf der Fahrt zu unserem Besuchsort – sah meine Frau eine kleine Postdienststelle in einem Ort und bat mich, rechts ranzufahren. Ich hatte zwar das Halteverbotsschild vor dem Postamt gesehen, glaubte aber, dieses für unseren Stop am Briefkasten kurz ignorieren zu können. Kaum war meine Frau aber aus dem Auto ausgestiegen, tauchte plötzlich ein Streifenwagen der Volkspolizei besetzt mit 3 Beamten auf und hielt vor mir. Ein älterer Beamter – offensichtlich der Streifenführer – stieg aus und verlangte meine Personal- und Fahrzeugpapiere. Weiterlesen

Das geteilte Land – Erinnerungen 1

Ich habe meinen Vater gebeten, ein paar Anekdoten aus der Zeit des geteilten Deutschlands aufzuschreiben. Es handelt sich hier selbstverständlich um ganz persönliche, individuelle Erinnerungen, die nur einen kleinen Ausschnitt der damaligen Welt abbilden aber doch aufschlussreich sind:

„Mitte der 60er Jahre reisten wir erstmals zum Verwandtenbesuch in die damalige DDR. Wir konnten noch nicht ahnen, welche Eindrücke diese und die weiteren Besuchsfahrten in den folgenden Jahren bis zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten bei uns hinterlassen würden.

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Und wenn es im 2. Weltkrieg Facebook gegeben hätte? Geschichtsunterricht mal anders!

Heute möchte ich Euch ein ganz besonderes Schulprojekt aus Frankreich vorstellen: es heisst « Germain Ducret » und zielt darauf, Geschicht erlebbar zu machen – und dies mit den technologischen Mitteln unserer heutigen Zeit.

Vor über einem Jahr bin ich auf diesen Zeitungsartikel der Tageszeitung „Le Dauphiné Annecy“ gestossen:

Die Mission der Gymnasiasten: in die Haut einer fiktiven Figur zu schlüpfen und auf Facebook den Alltag in Kriegszeiten dieser Figur zu erzählen. Eine wie ich finde geniale und inspirierende Idee, die im Kern auch der Mission dieses Blogs entspringt – einen Bogen zu schlagen aus der Vergangenheit zur heutigen Realität junger Menschen. Aus meiner Sicht verdient dieses Projekt es, kopiert und wiederholt zu werden…und bietet dafür auch ganz vielfältige Möglichkeiten.

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Schnell, dein Leben – eine deutsch-französische Nachkriegsliebe

In den letzten Monaten war es still geworden um Generation World Citizen. Dabei stecke ich immer noch voll in dieser Thematik und diesem Herzensprojekt. Demnächst folgen neue Kapitel und neue Zeitzeugenberichte. In der Zwischenzeit möchte ich Euch ein Buch ans Herz legen, welches mich aus verschiedenen Gründen berührt und beschäftigt hat: „Schnell Dein Leben“ von Sylvie Schenk. Beschrieben wird hier die Geschichte eine Nachkriegsliebe zwischen einer Französin und einem Deutschen, die Beide noch Kinder waren während des 2. Weltkrieges und deren Leben dennoch unweigerlich damit verbunden sind.

Die Generation meiner Eltern entspricht der Generation des Buches – unzählige hochtraumatisierte Menschen, die ihre Ängste und Erinnerungen einfach weggesperrt haben, weil „das damals einfach so war“. Und überhaupt, den anderen ging es ja genauso.

Auch ich habe einen Franzosen geheiratet, und ich erinnere mich daran, mich danach erkundigt zu haben, ob die Oma meines damaligen Freundes kein Problem damit hätte, einer jungen Deutschen zu begegnen. Hatte sie nicht, Geschichten „vom Feind“ konnte sie dennoch erzählen.

Wenn Euch das Thema interessiert, lest Euch unbedingt rein, in Sylvie Schenk’s Buch.

A bientôt

Die Dame, die deutsch sprechen konnte

Es gibt im Leben Begegnungen, die uns so sehr berühren, dass wir sie für immer in unserem Herzen aufbewahren. .

Als Gymnasiast nahm ich an einem Austausch mit einer polnischen Schule teil – eine Woche Krakau, ohne auch nur ein Wort polnisch zu sprechen. Ich wurde sehr herzlich von meiner Gastfamilie begrüßt. Sie hatten das Zimmer der Tochter für mich geräumt und schliefen zu dritt im Wohnzimmer geschlafen. Nie wieder habe ich innerhalb weniger Tage soviel gegessen, die Gastfreundschaft war einfach wunderbar.

Neben dem interkulturellen Austausch stand natürlich auch Geschichte auf dem Programm. So besuchten wir das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Ich erschauere immer noch, wenn ich an diese Ausstellungsräume denke, die deckenhoch mit Haaren von den Internierten und ihren persönlichen Habseligkeiten gefüllt sind. Diesen Ort des Grauens vergisst man nie wieder. Weiterlesen

Und was wäre, wenn Dein Opa ein Nazi war?

„Die Geschichte eines Lebens“ erzählt das Leben meiner Großmutter mütterlicherseits, die zu den Kollateralopfern des Zweiten Weltkriegs gehörte. Mein Großvater mütterlicherseits fiel an der Front, meine Mutter hat ihn nie kennengelernt.

Mein Großvater väterlicherseits verstarb, als ich drei war, meine Grossmutter folgte ihm recht rasch nach. Ich habe also sehr wenig Erinnerungen an diesen Großvater – und frage mich, welche Beziehung wir gehabt hätten, wenn ich ihn länger gekannt hätte.

Warum?  Weiterlesen

Are you Europe?

(geschrieben am 13. Oktober 2017)

Ja, ja, ich stehe dazu – ich bin ein überzeugte Europäerin.

Deshalb haben mich der Brexit und auch die Präsidentschaftswahlen in Frankreich sehr beunruhigt. Ich sehe natürlich die Vielzahl und Komplexität der Probleme in und mit der Europäischen Union: administrative Schwerfälligkeit, zu hohe Kosten, rechtliche Beschränkungen für bestimmte Tätigkeitsbereiche und so fort. Ich bin mir dessen sehr wohl bewusst.

Im Gespräch mit Freunden und Bekannten in Frankreich wurde mir daher klar, dass meine Sicht auf die Europäische Union offensichtlich mehr als Einen erstaunte. Weshalb?

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